Interrail #10 – Sighișoara und der Nachtzug nach Budapest

Dauer der Reise

Brașov – Sighișoara:
3 Stunden 30 Minuten
Brașov – Budapest:
16 Stunden

Gute Einstiegsmöglichkeiten

Sighișoara:
Bukarest / Arad
Budapest:
Prag / München / Wien

Nach meinem erlebnisreichen Aufenthalt in Brașov geht es auf meiner Interrail-Reise in einer weitere Stadt in Siebenbürgen: Sighișoara. Die Stadt liegt ziemlich zentral in Rumänien und ihr historisches Zentrum ist seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe. Obwohl nur ca. 110 km zwischen Brașov und Sighișoara liegen brauche ich mit dem Zug ca. 3 ½ Stunden – verwunderlich wie langsam Züge fahren können, ohne, dass es das Reiseerlebnis beeinträchtigt.

Meine Unterkunft liegt ganz in der Nähe des Bahnhofs und somit knapp 15 Minuten entfernt vom historischen Zentrum. Auf dem Weg laufe ich an der eindrucksvollen orthodoxen Kirche Sfânta Treime vorbei, welche an dem Fluss Târnava Mare liegt. Kurz hinter dem Fluss führt eine Treppe hinauf bis zur Stadtmauer. So ist mein erster Eindruck der Stadt von einem kleinen Garten, dem Schusterturm (Turnul Cizmarilor) als Teil der Stadtmauer und den bunten Häuschen der Strada Tâmplarilor geprägt – ich bin sofort begeistert. Obwohl Sighișoara ein recht bekanntes touristisches Ziel in Rumänien ist, nicht zuletzt, da Vlad Țepeș, das Vorbild des berühmten Graf Dracula, hier lebte, ist im Großteil der Altstadt nicht allzu viel los. Ich bummle durch die alten Straßen und bestaune auch die anderen Türme der alten Stadtbefestigung. Schließlich erreiche ich den zentralen Platz Piața Muzeului. Auf einmal laufen überall Touristen herum, ganz Busgruppen durchqueren die Stadt. Irritierend, dass es sich auf diesen Bereich konzentriert, denn besonders groß ist Sighișoara nicht.

Treppe hinauf zur Stadtmauer
Der sächsische Friedhof

Durch den überdachten Treppengang steige hinauf zur Bergkirche, die nur gegen ein Eintrittsgeld von 10 RON (ca. 2€) zu besichtigen ist und sich auf dem ehemaligen Standort der Zitadelle befinde. Ich verzichte auf einen Besuch und erkunde stattdessen (kostenfrei) den angeschlossenen sächsischen Friedhof. Tatsächlich finden sich hier unzählige deutsche Namen und Berufsbezeichnungen. Schließlich kehre ich zurück in die Stadt und beschaue noch die letzten Winkel und Straßen.  Ich verlasse das historische Areal durch den Stundturm (Turnul cu Ceas). Der Turm kann auch zur Besichtigung bestiegen werden und bietet eine Aussichtsplattform. Während meiner Reise ist er leider wegen Bauarbeiten geschlossen. Im unteren Teil der Stadt erwartet mich noch eine weitere Sehenswürdigkeit, die Strada Octavian Goga, auch bekannt als Umbrella Street. Wie der Name vermuten lässt ist die Straße mit bunten Regenschirmen „überdacht“. In den bunten Häusern erwarten zahlreiche Cafés und Restaurants ihre Kund*innen.

Mein letzter Tag in Rumänien beginnt mit einem leckeren Frühstück in einem der hübschen Cafés der Umbrella Street. Dann geht es weiter zum Bahnhof und mit dem Zug zurück nach Brașov. Ich habe extra drei Stunden Aufenthalt eingeplant, damit ich meinen Nachtzug, der um etwa 19 Uhr starten soll, auf keinen Fall verpasse. Ich verbringe die Stunden lesend in einem Café in der Stadt, tausche schließlich meine letzten RON in HUF um und steige am Abend in den Zug. Die Schaffnerin schaut mich verdutzt an, als ich sie auf Englisch anspreche – auf Deutsch können wir uns aber fantastisch verständigen. Auch in diesem Nachtzug habe ich meinen Einzel-Schlafwagen gebucht. Gott sei Dank war hier kein ganzes Ticket nötig, da eine Reservierung über die Website der ungarischen Eisenbahn (unter Einsatz des Google Übersetzers) unproblematisch möglich war.

Stadtzentrum von Sighișoara

Die Fahrt ist fantastisch. Ich kann mehrere Stunden die herrliche Aussicht aus dem Zugfenster genießen bevor es dunkel wird. Das Bett ist leider schon ziemlich durchgelegen und das Kissen extrem weich, sodass die Nacht wieder einmal nicht sehr erholsam wird. Die Grenzkontrolleure, die morgens um 5 Uhr gegen meine Tür klopfen tun ihr Übriges. Ansonsten mangelt es auf der Fahrt an nichts: Als Reiseproviant habe ich in meinem Abteil einen Saft, Sekt, Kuchen und Erdnüsse von der MÁV zur Verfügung gestellt bekommen. Darüber hinaus gibt es an Bord ein Restaurant, dass ich allerdings erst am Morgen nutze: auch ein Frühstück ist auf der Zugfahrt inklusive. So beginnt mein mit frischem Rührei, Brötchen und einem Kaffee sowie einem Blick aus dem Zugfenster. Gegen 10 Uhr erreichen wir Budapest.

Ausblick aus dem Nachtzug
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