Interrail #3 – Die Hohe Tatra in der Slowakei

Dauer der Reise

Olmütz – Poprad:
5.5-6 Stunden

Alternative Einstiegsmöglichkeiten

Berlin
Prag

Die Hohe Tatra ist das (flächenmäßig) kleinste Hochgebirge der Welt und Teil der Westkarpaten. Das Gebirge liegt an der Grenze zwischen Polen und der Slowakei und ist in beiden Ländern Teil eines Nationalparks. Die Hohe Tatra ist weit weniger touristisch überlaufen als die Alpen, bietet aber tolle Gebiete für Winter- und Wandersport. In der Tatra leben aber auch Braunbären: Informiert Euch also vorab, wo ihr hingehen könnt und wie ihr Euch verhalten solltet um keinen Bären zu treffen bzw. keinen Angriff zu provozieren.

Für Zugreisende, die die Tatra besuchen wollen sind zwei Städte in Nähe des Gebirges besonders interessant: Zakopane in Polen und Poprad in der Slowakei (beide in ca. 12 Stunden vom Berliner Hbf oder 16 Stunden vom Frankfurter Hbf zu erreichen). Ich entschied mich für die Südseite des Gebirges und reise aus Olmütz weiter nach Poprad. Auch aus dem Osten Tschechiens dauert die Reise noch knapp 6 Stunden. Der Zug, in den ich steige, kommt aus Prag und fährt bis nach Žilina kurz hinter der slowakischen Grenze. Auf der Strecke bauen wir leider ordentlich Verspätung auf, sodass ich nur knapp den Umstieg in die Regionalbahn nach Liptovský Mikuláš schaffe. Obwohl es ein Sonntag ist, ist der Zug voll mit Gruppen von Jugendlichen, die den Eindruck machen, als wären sie auf Klassenfahrt. Die Aussicht auf der Fahrt zwischen Žilina und Liptovský Mikuláš ist herrlich: Der Zug schlängelt sich entlang der Waag durch die Kleine Fatra, ein weiterer Gebirgsabschnitt des Karpatenbogens. Ich habe Lust an einem der Bahnhöfe auszusteigen und eine kleine Wanderung durch die fantastische Landschaft unternehmen. Oh, ich freue mich schon auf die Tatra!

Wanderweg durch zum Popradské Pleso

Kurz vor unserer Ankunft in Liptovský Mikuláš beginnt es in Strömen zu regnen. Aus dem Zugfenster wundere ich mich, wieso Menschen zwischen den benachbarten Zügen hin- und herlaufen, bis ich feststelle, dass sie auf dem Bahnsteig stehen und dieser nur verblüffend eng gehalten ist. Obwohl ich nur einmal über diesen engen Bahnsteig in den Anschlusszug hüpfen muss, bin ich pitschnass, als ich meinen Rucksack auf die Kofferablage hieve. Noch eine Stunde Fahrzeit bis nach Poprad!

Vor der Einfahrt in den Bahnhof „Poprad-Tatry“ erhasche ich die erste Aussicht auf die Tatra: Schneebedeckte Gipfel strahlen mich an. Der Mai ist leider eine etwas zu frühe Reisezeit, um größere Wanderungen zu unternehmen: Der Schnee zieht sich erst Mitte Juni ausreichend verlässlich aus dem Gebirge zurück. Nach der längeren Zugfahrt bleibe ich für den restlichen Tag in Poprad: Ich besuche die Haupteinkaufsstraße, genieße die Aussicht von der Terrasse des Shopping-Centers (durchaus verzichtbar) und hole mir ein paar Tipps aus der Touristinfo ab. Der Mann freut sich sehr, mir die Vorzüge (und Gefahren) der Tatra auf Deutsch nahe bringen zu dürfen.

Am nächsten Tag geht es dann los mit dem Abenteuer Tatra: Vom Bahnhof fährt die Tatrabahn von Poprad direkt hinein ins Gebirge. Bis zum Endhalt in Štrbské Pleso dauert es 1 Stunde und 15 Minuten. Der Zug ist gut gefüllt und mein Interrail Pass gültig. In Štrbské Pleso besuche ich zunächst den namengebenden, wunderschönen See (slowakisch „pleso“). In der Touristinfo wurde mir eine fantastische Route nahgelegt, die mich zum weniger stark besuchten Popradské Pleso bringt. Mit zig Fotostopps brauche ich fast doppelt so lang für die Strecke. Das Bergpanorama um den See ist herrlich, beim Umrunden des Sees kann ich mich gar nicht satt sehen. Was ist das für ein großartiger Ort?
Nach einer Essenspause geht es zurück zur Bahn. Ich entscheide mich für die einfachere aber weniger schöne Strecke entlang des asphaltierten Radwegs, welcher mich bis zur Haltstelle „Popradské Pleso“.

Popradské Pleso

Zurück in Poprad folge ich noch einigen Empfehlungen des freundlichen Mitarbeiters der Touristinfo: Ich spaziere zum Cat Café Club, einem tollen Katzencafé, in dem ich mit Katzen kuscheln und einen leckeren Kaffee genießen kann. Am Ende stelle ich fest, dass das ganze auf Spenden-Basis funktioniert und bin umso begeisterter. Durch Wohngebiete laufe ich anschließend zum Stadtteil „Spišská Sobota“ mit seinem sehenswertem, aber kleinem, Marktplatz.

Schmalspurbahn nach Hrebienok

Mein zweiter Tag in Poprad beginnt erneut mit einer Fahrt in der Tatrabahn. Heute steige ich bereits nach 25 Minuten Fahrzeit in Starý Smokovec aus. Von hier fährt eine Schmalspurbahn nach Hrebienok. Entlang der Bahnstrecke führt auch eine Schotterpiste den Berg hinauf, ich entscheide mich für den Fußweg. Von Hrebienok erreicht man fix des Bach Malý Studený potok, an dessen Verlauf man diverse Wasserfälle bestaunen kann. An den Aussichtspunkten tummeln sich Schulklassen und kleine Reisegruppen, jeder will ein Foto vor dem fantastischen Hintergrund machen. Ich folge dem markierten Wanderweg zunächst zur Rainerova Hütte, kehre schließlich um und wandere entlang des Bachlaufs bis nach Horný Smokovec. Nur der Abschnitt zwischen Hrebienok und der Hütte ist gut besucht, auf den angrenzenden Bereich hat sich kaum ein Wanderer verirrt. Aufgrund der Bärengefahr kann ich die Ruhe leider nicht wirklich genießen und laufe klatschend und pfeifend durch den scheinbar einsamen Wald. Ohne Bärensichtung erreiche ich schließlich den Bahnhof. Hier fährt die andere Tatrabahn, die von Starý Skomovec (erreichbar aus Poprad, s.o.) bis nach Tatranská Lomnica pendelt. Die Ankünfte und Abfahrten in Starý Smokovec sind aufeinander abgestimmt, sodass die Reise sehr bequem ist.

Leider endet für mich nach den zwei Touren schon meine Zeit in Poprad und der Hohen Tatra. Für mich steht fest: Ich komme wieder. In der näheren Umgebung locken zudem noch weitere Highlights für Wanderfreunde. Der Pieninen-Nationalpark entlang des Dunajec-Flusses lohnt mit Sicherheit einen Besuch. Und dann gibt es da noch das Slowakische Paradies…

Fälle des Malý Studený potok
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