Dauer der Reise
Hortobágy – Debrecen:
etwa 45 Minuten
Debrecen – Timișoara:
etwa 11 Stunden
Alternative Einstiegsmöglichkeiten
Budapest
Szolnok
Arad
Bukarest
Von Hortobágy im Osten Ungarns mache ich mich mit meinem Interrail-Pass auf den Weg nach Debrecen und weiter nach Timișoara. Endlich wieder eine Stadt sehen!
Mit dem Regionalzug brauche ich ca. 45 Minuten in die zweitgrößte Stadt (nach Budapest): Debrecen. Die Stadt hat ca. 200.000 Einwohner*innen und ist die Hauptstadt der Nördlichen Großen Tiefebene. Mein Bedürfnis nach Stadt erfüllt sie allerdings nur bedingt. Ich reise bereits früh ab und muss noch ein paar Stunden herumbringen, bis ich einchecken kann. Ich mache es mir auf dem zentralen Marktplatz (Kossuth tér) bequem. Hier habe ich einen guten Blick auf die Reformierte Kirche und die hübsche Phönix-Fontäne. Auch nach dem Check-In werde ich nicht wirklich warm mit der Stadt. Die Atmosphäre erscheint mir recht dörflich und ich finde keine wirklichen Highlights, die mich begeistern. Da ich mich nicht im Bett verkrümeln will, laufe ich mit einem Buch bewaffnet zum Nagyerdei Park, einem ruhigen Park mit einem kleinen See, Fontänen und schönen Spazierwegen. Der Park liegt direkt neben der Uni, ist aber nicht nur von Studierenden gut besucht. Hier gefällt es mir ganz gut.

Am nächsten Tag geht die Reise weiter ins Nachbarland Rumänien. Ich bin nervös, da ich nicht sicher bin, am Abend in Timișoara anzukommen: Die Websites der ungarischen und rumänischen Eisenbahnen haben unterschiedliche Informationen, ob mein Zug fahren soll und wenn ja, wohin. Der RailPlanner von Interrail weiß von diesen Problemen nichts. Um mich am Bahnhof, von dem der EuroCity nach Timișoara abfahren soll, schlau zu machen, fahre ich extra etwas früher los. In einem überraschend modernen Zug fahre ich ca. 1 ½ Stunden nach Szolnok, einem der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte des Landes. Am Infoschalter sind die Mitarbeitenden trotzdem nicht sehr hilfsbereit. Englisch wird hier auch nur ungern angehört, geschweige denn beantwortet. Schließlich mache ich eine englischsprachige Mitarbeiterin ausfindig, die mir sagt, mein Zug würde regulär fahren und ich bräuchte keine Sitzplatzreservierung. Ich atme auf.
Kaum sitze ich im Zug ist es schon vorbei mit der Entspannung. Die Schaffnerin wird ganz aufgeregt, als sie meinen Interrail-Pass begutachtet. Ein junger Ungar, der in meinem Abteil sitzt, übersetzt mir, dass der Zug heute nicht über die Grenze fährt. Stattdessen fährt der Zug nur nach Békéscsaba, von wo aus ich einen Schienenersatzverkehr (Bus) nach Lőkösháza nehmen muss. Die Schaffnerin bietet mir sofort an, mich am Bahnhof zum richtigen Bus zu bringen. Widerspruch ist nicht erlaubt und natürlich freue ich mich auch über das freundliche Angebot. Am Bahnhof finden wir den Bus trotzdem nur nach herumfragen und kurz vor Abfahrt des Busses. Die Schaffnerin erörtert dem rauchenden Busfahrer, wo ich hinmuss und er nickt wissend und lächelt mich väterlich an. In einem alten Schweizer Postbus schaukle ich also bis zum letzten Ort vor der ungarisch-rumänischen Grenze. Der Bahnhof ist schon saniert und sieht aus wie gestriegelt. In ungarischer Richtung werden noch die Gleise verlegt. Gemeinsam mit zwei anderen Reisenden sitze ich ungefähr 1 Stunde am Bahnhof und warte, bis schließlich ein blau silberner Zug des CFR Calatori einfährt und uns abholt. Noch am Bahnhof checkt die ungarische Grenzpolizei die Ausreisenden. Ca. 15 Minuten nach Abfahrt kommen dann bereits die rumänischen Grenzbeamten und prüfen die Einreisenden. Ich wundere mich über die angeschlagene Uhrzeit: Wow, so lange sitze ich schon im Zug? Schließlich fällt mir ein, dass Rumänien eine andere Zeitzone ist. Na gut.

Entgegen der Ankündigung, dass der Zug nach Timișoara fährt, halten wir in Arad und ein Mitarbeiter der rumänischen Bahn scheucht mich (und alle anderen Reisenden) aus dem Zug: Endhalt. Da die Nutzung aller Züge in Rumänien reservierungspflichtig ist, muss ich mir zunächst eine Reservierung für den nächsten Zug nach Timișoara besorgen. Gott sei Dank ist die Frau am Schalter sehr freundlich und gut informiert. Nach wenigen Minuten halte ich meine Sitzplatzreservierung in der Hand (Kosten ca. 1€). Im Zug stelle ich jedoch fest, dass sich absolut niemand an den zugewiesenen Sitzplatz hält, also lasse auch ich mich auf einem anderen Platz nieder.
Wir fahren durch den Nordwesten Rumäniens, ich bestaune die Landschaft, freue mich über die Fahrdienstleiter, die an jedem Bahnhof stehen und winken, bin irritiert über die vorbeiziehenden Hirten und genieße die neue Aussicht. Kurz vor Eintreffen in Timișoara fängt es an zu gewittern und es regnet in Strömen, als wir in den Bahnhof rollen hört es langsam auf zu regnen, doch die Reisenden stehen noch immer dicht gedrängt unter dem Bahnhofsvordach. Ich drängle mich hindurch und laufe zu meinem Hostel. Endlich geschafft.